Überhaupt sah man sich in unserer Modellfluggruppe praktisch auf westliche Unterstützung angewiesen – bereits bei meinem ersten Besuch in der Modellfliegergruppe wurde ich vom Vorsitzenden gefragt, ob ich westliche Verwandtschaft hätte. Ich ahnte Schlimmes, weil ich mich im Rahmen der GST im politisch genormten Rahmen wähnte. Als ich dann herumdruckste und Andeutungen von einem Onkel in Duisburg machte, sagte der Vorsitzende: „Gut, da kannst du bei uns mitmachen“ – und alle Männer lachten wissend. Ich war verdutzt und dann erleichtert.
Lothar Hennicke war ein sehr genauer Modellbauer, eher Perfektionist. Er hat auch etliche Modelle konstruiert (z.B. Stromer, Funkstromer, Bulli und die Schwimmer). Ein guter Pilot war er weniger, vielleicht auch wegen seines eher schlechten Sehvermögens?
Auf jeden Fall hat er mir beigebracht, einen Bauplan zu lesen und sauber zu bauen. Und er hat immer wieder für mich Zeit gehabt, hat mich, als ich noch kein Moped hatte, am Wochenende in seinem Trabi auf den Flugplatz nach Leipzig-Taucha mitgenommen. Mit dem Fahrrad wäre es für mich zu weit gewesen. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.
Wann er gestorben ist, weiß ich nicht mehr genau. Ich denke, es könnte ca. 2005 gewesen sein. Er hatte seine letzten Jahre mit schwerer Krankheit zu kämpfen. Er ist in Leipzig-Wahren beerdigt worden.
Ich hatte noch lange Kontakt zu seiner Frau, einer humorvollen, interessierten Frau. Sie starb vor ca. 5 Jahren in einem Pflegeheim in Berlin. Kinder hatten sie leider nicht. So sind jegliche Beziehungen zu den Hennickes zu Ende gegangen.
Thomas Stephan